Die nachfolgende Stellungnahme ist in meinen Augen eine derzeit sehr gute Darstellung mit Pro´s und Contra´s für eine Corona Impfung bei Kindern. Die STIKO bewertet die gegenwärtige Lage sehr ähnlich. Diese Expertenmeinung hat auch eine sehr hohe Aussagekraft, weil sie z.B. regierungsunabhängig ist. Wissenschaftliche Daten werden auch in Ihrer Qualität bewertet bevor diese Empfehlungen ausgesprochen werden.
Viele Eltern beschäftigt auch aktuell der Gedanke was ist denn wenn auch für Kinder 2 G oder 2 G plus usw. gilt. Es ist unmöglich auch alle Aspekte der Zukunft jetzt schon voraus zu sehen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass die Pandemie sich verändert und um ein Beispiel zu nennen auch Virusvarianten andere medizinische Entscheidungen erforderlich machen können. Deshalb dürfen sich medizinische Einschätzungen auch ändern.
Wie auch immer Ihre Entscheidung als Eltern ausfällt, ein Impfangebot besteht für Ihr Kind sofern es älter als 5 Jahre ist.
Michael Nakazi
Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?
Eine Orientierungshilfe für Eltern vor der Impfentscheidung
Autoren:
Dr. Marcus Heidemann, Pascale Gerdes, Prof. Dr. Eckard Hamelmann
Stand 6.12.2021
Liebe Eltern,
wir möchten Ihnen danken und Sie darin bestärken, dass Sie sich verantwortungsvoll mit dem Thema Impfen beschäftigen. Auf die Frage „Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?“ gibt es viele unterschiedliche Antworten, so dass wir Sie mit diesem Blatt bei Ihrer Meinungsbildung unterstützen wollen.
Für eine medizinische Entscheidung ist es immer sinnvoll, Risiken und Nutzen einer Impfung gegenüberzustellen. Ist der Nutzen einer Impfung höher als das Risiko, so ist es ratsam, die Maßnahme durchzuführen. Überwiegen die Risiken den Nutzen, so ist die Maßnahme eher nicht zu empfehlen. Diese Art der Bewertung ist hinsichtlich der Corona-Impfung für Erwachsene von der Wissenschaft eindeutig erfolgt: Der Nutzen der Impfung überwiegt sämtliche vorhandenen oder denkbaren Risiken deutlich. Insbesondere Menschen, die aufgrund des Alters oder Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, profitieren eindeutig.
Aus diesem Grund ist es wichtig Ihnen die beiden Seiten Nutzen und Risiken für Kinder darzustellen, so dass Sie auch in eigener Bewertung der Fragen zu einer Impfentscheidung für ihr Kind kommen können.
Wie wirkt sich Corona auf Kinder aus?
Die meisten Kinder haben einen völlig harmlosen und oftmals sogar unbemerkten Infektionsverlauf. Corona bei Kindern unterscheidet sich von den zahlreichen anderen viralen Infekten, die bei Kindern vorkommen. Von den in Deutschland bekannten Kindern und Jugendlichen mit Corona-Infektion (ca. 550.000 bis 1.12.2021) sind weniger als 1% stationär in Kliniken behandelt worden, die meisten dieser Kinder waren nicht wegen der Corona-Erkrankung in der Klinik, sondern wegen gänzlich anderer medizinischer Maßnahmen. Nur sehr vereinzelt erkrankten die Kinder an Corona so schwer, dass sie wegen der Infektion in die Klinik aufgenommen werden mussten, und weniger als 5% dieser stationär behandelten Kinder mussten intensivmedizinisch betreut werden. Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen waren sehr selten, die Mehrzahl dieser Fälle (20 der bislang insgesamt 29 Verstorbenen) trat bei Kindern mit besonderen Vorerkrankungen auf.
Eine besondere Komplikation von Corona im Kindesalter stellt das sogenannte „Pädiatrische Inflammatorische Multiorgan-Syndrom“ (PIMS) dar. Das PIMS ist eine zeitverzögerte Reaktion auf eine oft symptomfreie Covid-Infektion und geht mit hohem Fieber, Bindehautentzündung, Hautausschlägen und anderen Entzündungsreaktionen einher. PIMS kommt nur sehr selten vor, bis Oktober 2021 waren 398 Kinder und Jugendliche mit PIMS gemeldet worden (ca. 0,07% der nachgewiesenen Infizierten).
Die Fakten zu Long Covid bei Kindern sind noch vollkommen ungeklärt. Viele als solches benannte Folgen, insbesondere die psychischen und emotionalen Störungen, sind aus Sicht zahlreicher Kinder- und Jugendärzte zu einem deutlich größeren Teil auf andere Faktoren, so unter anderem auf die anhaltenden Einschränkungen für Kinder im Lock-Down zurückzuführen. Tatsächliche Daten zu Schäden durch Long Covid bei Kindern fehlen noch.
Welche Vorteile hat die Corona-Impfung für Kinder?
Eine Impfung verfolgt drei Ziele: sie soll vor der eigenen Erkrankung schützen, die Teilhabe ermöglichen, also z.B. den Schulbesuch, und zur „Herdenimmunität“ beitragen, also den allgemeinen Schutz der Bevölkerung verbessern.
Die Corona-Impfung funktioniert wie andere Impfungen auch. Durch den Impfstoff bildet der Körper Abwehrkräfte gegen einen Erreger aus, bevor der erste Kontakt zu diesem stattfindet. Hierdurch ist das Immunsystem vorbereitet und kann die Infektion besser abwehren. Der für die Impfung von Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren zugelassene Impfstoff der Firma BioNTech ist gegen die bisherigen Varianten des SARS-CoV-2-Virus sehr wirksam: in der Gesamtbevölkerung etwa 90 % Schutz gegen eine schwere COVID-19-Erkrankung (z. B. Behandlung im Krankenhaus) und etwa 75 % gegen eine Infektion mit leichten oder mittelschweren Symptomen. Bei Kindern sind diese Zahlen sogar noch höher. Für die Ausbildung einer besseren Herdenimmunität in der Gesellschaft mit dem Ziel, die Pandemie abzukürzen oder zu besiegen, wäre eine möglichst vollständige Durchimpfung der Erwachsenen (ca. 20 Millionen. Erwachsene haben weiterhin keinen kompletten Impfschutz) deutlich effektiver und wichtiger als die Impfung der Kinder (max. 5 Millionen zusätzliche Impfungen in einer Gruppe mit relativ geringem Krankheitsrisiko). Daher stimmen hier alle Experten überein, dass es keinesfalls die Verantwortung der Kinder bzw. der Kinderimpfung sein kann, die Herdenimmunität zu erreichen. Kinder haben durch viel Verzicht und Einschränkungen schon weit mehr zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen, als ihrem Anteil an Gefährdung und Folgen der Erkrankung entspricht.
Die Entscheidung, ein Kind zu impfen oder nicht, sollte primär am eigenen Wohl des Kindes orientiert sein.
Welche Nachteile kann die Impfung haben?
Der Impfstoff von BioNTech wird von praktisch allen Kinder- und Jugendärzten als weitgehend sicher und für Kinder im Regelfall unbedenklich eingestuft. Aus der Zulassungsstudie in den USA wurden die Nebenwirkungen an ca. 2000 Kindern untersucht und als gering eingestuft. Der Impfstoff weist die gleichen Nebenwirkungen wie auch andere Impfstoffe auf, vor allem Zeichen vorrübergehenden Unwohlseins und lokale Nebenwirkungen an der Impfstelle. Es liegen noch keine Daten zu seltenen Nebenwirkungen der Impfung in dieser Altersklasse vor, eine Bewertung kann hierfür also noch nicht erfolgen.
Gibt es besondere Gründe, die für die Impfung eines Kindes sprechen
Ja, diese Gründe gibt es sicherlich. Ein Merkblatt kann dabei nicht abschließend alle Fälle beantworten. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Kinder- und Jugendarzt darüber.
Gründe können z.B. wesentliche Vorerkrankungen des Kindes (z.B. schwere Herzfehler, Immundefekte oder durch Medikamente herabgesetzte Immunabwehr, schwere Lungenerkrankungen, Downsyndrom,…) sein. Aber auch Erkrankungen in der direkten Familie, bei denen eine Infektion des Kindes eine Gefährdung für Eltern, Großeltern oder Geschwister bedeuten könnte.
Gibt es besondere Gründe, die gegen die Impfung eines Kindes sprechen?
Nein solche Gründe sind praktisch nicht bekannt. Lediglich bei bekannter Unverträglichkeit gegen Bestandteile der Impfung würde man auf die Gabe grundsätzlich verzichten müssen.
Bei manchen Erkrankungen kann eine Wirkung des Impfstoffes vermindert sein. Ggf. muss der Zeitpunkt der Impfung mitsonstigen Therapien abgestimmt werden.
Zusammenfassung
Gründe für eine Impfung
- Relevante Vorerkrankungen des Kindes selbst
- Relevante Vorerkrankungen/ Risiken bei direkten Kontaktpersonen in der Familie
- Sorge vor bisher unbekannten Spätfolgen der Erkrankung
- Schutz der Familie und des Kindes vor Einschränkungen durch Quarantäne/ verbesserte Teilhabe
Gründe gegen eine Impfung
- Geringer individueller Nutzen für ein gesundes Kind aufgrund des geringen Krankheitsrisikos in dieser Altersgruppe
- Risiko bisher unbekannter potenzieller Nebenwirkungen der Impfung, die den Nutzen überwiegen könnten
- Bisher fehlende allgemeine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) als wissenschaftliches Gremium zur Bewertung von Impfungen
- Ängste/ Spritzenangst des Kindes insbesondere im jüngeren Alter